Donnerstag, 15. Oktober 2009

Logbuch Tag 5: Fahrradfahrer links raus!

Fuer diesen Tag hatte ich mir eine Fahrradtour in den Sai Kung East Country Park vorgenommen. Die von Jørgen auf dem Kuechentisch hinterlegten Hinweise haetten mir eigentlich Warnung genug sein muessen. Weil aber irgendetwas mit Fahrradschuesseln auf dem Zettel geschrieben stand, ignorierte ich sie einfach. Frohen Mutes und guter Hoffnung begab ich mich auf den Weg an der Kueste entlang. Schon nach 20 Sekunden ertoente das erste Hupkonzert, da ich mich nach Meinung zweier hinter mir fahrender Minibuslenker nicht mit ausreichender Gecshwindigkeit fortbewegte. Noch fand ich dafuer plausible Ausreden ("bestimmt 'nen schlechten Tag erwischt", "wohl Streit mit der Frau gehabt", "sicherlich Auszuege vom Aktiendepot bekommen" u.s.w.). Mit zunehmender Dauer stellte sich dieses
akustische Phaenomen jedoch als Normalitaet heraus. Ziemlich genervt kam mir der Blick fuer die Schoenheiten der Bucht peau a peau etwas abhanden.





Als ich den Glauben an das Gute fast schon verloren hatte, erblickte ich ein Schild, das mein Herz hoeher schlagen liess: Cycling Trail. Die Aussicht auf eine entspannte Route jenseits des Strassenverkehrs war einfach zu verlockend. Kurze Zeit verlief der Radweg parallel zum Highway, bevor er abbog und sich steil gen Gipfel des naechstgelegenen Berges emporschlaengelte. Erfreut ueber so viel Umsicht, den Radwanderer in unberuehrte Natur zu geleiten, ochste ich den baerischen Anstieg hinauf. Oben angelangt erwartete mich ein schnoeder Grillplatz, der nicht mal einen Blick auf die umliegende Umgebung zuliess. Die Kroenung: Der Weg endete hier! Ich durfte die Strecke also wieder hinunterrasen, was mit den abgenutzten Bremsen meines Bikes zumindest einen gewissen Adrenalinfaktor beinhaltete. Wenig spaeter rastete ich an einem alten Friedhof, um etwas zur Ruhe zu kommen, ertappte mich aber dabei, saemtliche Auto-, LKW- und Busfahrer sowie Cycling-Trail-Planer auf selbigen zu wuenschen.

















Irgendwann erreichte ich doch noch den Country Park. Das High Island Reservoir, ein riesiger Stausee inmitten herrlicher Landschaft, entschaedigte mich fuer die vorengegangenen Strapazen. Der herumfuehrende Wanderweg soll unbedingt noch waehrend meines Aufenthalts in Angriff genommen werden. Die Rueckfahrt versuchte ich so schnell wie moeglich hinter mich zu bringen, wobei ich fast mit einem Baufahrzeug frontal zusammenstiess, als ich nach einem Zwischenstop kurzzeitig vergass, die linke Fahrspur zu benutzen. Fazit: Hong Kong ist nichts fuer Radwanderer!















Nach einem Abendessen in Anthony's Ranch versackte ich noch mit Jørgen bei Mr. Dong, dem Biertreffpunkt in meinem Urlaubsort Tai Wan Village. Die Zusammensetzung war wieder sehr international (Schottland, Suedafrika, England, China, Deutschland, Daenemark, Norwegen usw.). Ein ungeschriebenes Gesetz gebietet es den Neuankoemmlingen, eine Runde fuer alle zu schmeissen. Danach ist der Reihe nach jeder mal dran. Da zahlreiche Feierfreudige anwesend waren, gestaltete sich der Abend entsprechend lang. Zum Glueck wurden nur 0,33l-Flaschen gereicht.















Im trauten Heim zurueck, rauchten wir eine Gute-Nacht-Zigarette, wonach mich Jørgen versehentlich auf der Terrasse aussperrte. Saemtliches Klopfen und Rufen konnten ihn nicht dazu bewegen, mir Einlass ins Haus zu gewaehren. Als es auch noch anfing zu regnen, blieb mir nichts anderes uebrig, als mein Nachtlager auf dem Gartentisch unterm Sonnenschirm aufzuschlagen. Es muss ziemlich lustig ausgesehen haben, als er mich am naechsten Morgen dort fand. Was fuer eine Nacht!

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